Ökologisch und bezahlbar bauen oder sanieren
Ökologisches und gesundes Bauen wird zu Unrecht oft mit hohen Preisen in Zusammenhang gebracht. Das muss nicht sein, wenn bereits bei der Planung und in der Konstruktion die richtigen Maßnahmen und Verfahren genommen werden. Der Neubau eines ökologischen Passivhauses oder die Sanierung eines Altbaus mit ökologischen Baustoffen rechnet sich schneller, als Sie denken. Dafür sorgen neben der jährlichen Energiekostenersparnis auch attraktive staatliche Fördermaßnahmen. Wir haben einen Überblick für Sie zusammengestellt:
Ökologische Baustoffe im Neubau
Wenn beim Neubau eines konventionellen Hauses herkömmliche Materialien gegen Naturbaustoffe getauscht werden, dann ist das oft teurer. Wenn aber von Beginn an ökologische Materialien und Konstruktionen mit Sachkenntnis eingeplant werden, sind die Kosten oft vergleichbar.
Ökologisches Passivhaus ab 1.600 €/m²
Gut gedämmte, gesunde und ökologische Holzhäuser im Einfamilienhausbau lassen sich ab 1.600 EUR pro m² Baukosten (2016, alle Kosten des Gebäudes ohne Grundstück) in einfacher und gut nutzbarer Ausführung herstellen. Das beinhaltet dann z. B. Vollholzböden, Zellulosedämmung, 3-fach verglaste Holzfenster, Lehmputz und Lüftungsanlage.
Auch Strohballengebäude lassen sich mit einem ähnlichen Kostenrahmen realisieren. Häufig ist es eher eine Frage der Ausstattung und Haustechnik, die sich auf die Preise auswirkt, als eine Frage, ob ökologisch und gesund oder konventionell gebaut wird.
Beispiele:
Dachdämmung: Bei der Dachdämmung kann hervorragend Zellulose im großen Maßstab eingesetzt werden. Die dämmt gut, hat einen deutlich besseren sommerlichen Wärmeschutz als Mineralwolle, wird durch das Einblasverfahren fugenlos eingeblasen, wodurch Wärmebrücken vermieden werden und ein guter Schallschutz erreicht wird.
Zellulose kostet mit Einbau weniger als Mineralwolle! 20 cm Zellulose im Dach sind schon ab ca. 30 Euro / m² inkl. Einbau zu bekommen.
Vollholzboden im Erdgeschoss: Ein kompletter Vollholzboden aus Massivdielen im Erdgeschoss inkl. MWST, Unterkonstruktion mit 20 cm Dämmung, geölt/gewachster Oberfläche und Fußleisten ist schon ab 100 EUR / m² erhältlich. Ein einsprechend gedämmter Boden mit Estrich und geklebten Dielen wird nicht günstiger und ist sicher auch nicht gesünder.
Durch Förderung lohnt sich ein hoher energetischer Standard
Die Kostenfrage stellt sich vor allem gegenüber einer Bauweise mit niedrigerem energetischen Standard. Durch 2 Faktoren wird der zunächst teurere Bau eines Passivhauses ausgeglichen:
Geringerer Heizkostenbedarf in der Betriebsphase
Zuschuss und geringere Kreditzinsen durch eine KFW-Förderung.
Monatliche Belastung kaum höher als bei konventioneller Bauweise
Wie wirken sich diese Faktoren aus und mit welcher realen monatlichen Mehrbelastung ist durch den Bau eines wohngesunden und ökologischen Wohnhauses gegenüber einem konventionellem Haus mit EnEV Standard zu rechnen?
Nach einer Untersuchung vom Baukosten-Informationszentrum der deutschen Architektenkammern beträgt der Unterschied der Kosten zwischen einem Haus nach Standard EnEV 2009 und Passivhaus lediglich 2 %.
Nach einer Untersuchung der Stadt Frankfurt von 2010 betragen die Mehrkosten 5 – 10 %.
Diese Kosten lassen sich aber oft durch Förderungen komplett ausgleichen, sodass die spätere monatliche Belastung mit Zinsen, Tilgung und Heizkosten bei einem Passivhaus niedriger liegen können als bei einem Haus nach EnEV 2014.
Ausgleich durch Förderung (Stand Anfang 2015)
Ein Einfamilienhaus mit 2 Wohnungen in Passivhausbauweise bekommt von der KfW einen Baukostenzuschuss in Höhe von 5.000 € je Wohneinheit also insgesamt 10.000 €.
Zusätzlich wird ein Kredit über 90.000 € mit 1 % Zinsen gewährt. Gegenüber einem Bauzinssatz von 2,8 % ergibt das eine jährliche Ersparnis von ca. 2.500 € zu Beginn. Über eine Laufzeit von 10 Jahren werden so etwa 14.000 € eingespart. Insgesamt ergibt sich ein Vorteil von ca. 24.000 €.
Bei 120 m² Wohnfläche und Kosten von 2.000 €/m² ergeben sich Gesamtkosten von 240.000 € für das Gebäude. Davon sind 10 % Mehrkosten – ca. 24.000 €. Die Mehrkosten für das Passivhaus (oder KFW 40) werden also bereits vollständig durch die KfW Förderung ausgeglichen.
Kostenersparnis durch geringere Heizkosten
Zusätzlich kommt eine Heizkosten Ersparnis von ca. 50 kWh/m² hinzu. Das sind bei 120 m² ca. 6.000 kWh, was etwa 600 Liter Heizöl im Jahr entspricht. Je nach Heizölkosten sind das bis zu 500 € im Jahr, also
5.000 € ohne Preissteigerung in den nächsten 10 Jahren.
Passivhausbau rechnet sich schon heute
Die Beispielrechnung zeigt, dass es bereits jetzt ökonomisch vorteilhaft ist, mit sehr gutem energetischen Standard zu bauen. Ab 2021 soll nach EU Recht ein dem Passivhaus vergleichbarer Standard für alle Neubauten verbindlich werden.
Ökologische Baustoffe im Altbau
Im Altbau können an vielen Stellen in einzigartiger Weise Naturbaustoffe eingesetzt werden. Sie sind häufig durch die gewählten Verfahren günstiger als konventionelle Lösungen. Aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften bieten sie Lösungen, die mit konventionellen Baustoffen nicht machbar oder nur erheblich teurer umsetzbar sind.
Beispiele:
- Kalkdämmputz: Dieser kann in Kellern oder Bereichen eingesetzt werden, die bauphysikalisch mit Kondensat Probleme bekommen. Viele Souterrainwohnungen liegen halb unter der Erde und können nicht von außen gedämmt werden. Eine Dämmung von innen klappt mit üblichen Materialien auch nicht, da meist sowohl von außen aufsteigende Feuchtigkeit ein Problem ist, als auch Kondensat von innen an den Außenwänden. Der Kalkdämmputz kann Feuchtigkeit puffern, wieder nach innen abgeben und er sorgt durch die Dämmung für weniger Kondensatbildung. Durch seinen hohen pH-Wert reduziert er die Schimmelbildung!
- Innendämmung von Außenwänden im Denkmalschutz: Wegen der Taupunktproblematik und den Schwierigkeiten einer Innendämmung in alten Gebäuden mit Holzbalkendecken sind Techniken entwickelt worden, die durch ihre kapillare Leitfähigkeit in der Lage sind, entstehende Feuchtigkeit an die Außenwände abzugeben. Lehm in Kombination mit Holzweichfaserplatten oder Hanfsteinebieten hier kostengünstige Lösungen.
- Nachträgliche Dämmung der oberen Geschossdecke: Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, können in der oberen Geschossdecke einfach Zelluloseflocken zur Dämmung eingeblasen werden. Bei den dort häufig vorkommenden 16 cm Dämmstärke ist mit einem Preis von ca. 30 Euro / m² inkl. Einbau der Flocken zu rechnen.
- Nachträgliche Dachdämmung: Wenn ungedämmte Dächer aus den 50-er oder 60-er Jahren vorhanden sind und vom Spitzboden aus Flocken in die Hohlräume eingeblasen werden können, dann kostet das für ein Einfamilienhaus ca. 6.000 Euro (mit Dämmsacksystem oder Anbringen einer nachträglichen Dampfbremse). Ein neu gedecktes Dach mit Dämmung kostet dagegen ca.15.000 Euro oder mehr.
Fördermittel:
Wenn Sie ein ökologisches Passivhaus bauen oder Ihren Altbau mit Naturbaustoffen sanieren, profitieren Sie nicht nur von der Energiekostenersparnis und den oben beschriebenen Möglichkeiten der bezahlbaren ökologischen Bauweise – Sie haben auch Anspruch auf attraktive Fördermaßnahmen.
- KfW (Neubau, Altbau, barrierefreier Umbau, Baubegleitung bei Sanierungsvorhaben; www.kfw.de)
- Bafa (Haustechnik, Energieberatung; www.bafa.de)
- Regionale Förderbanken der Länder
Einen stets aktuellen Überblick über Fördermaßnahmen des Bundes, der Länder und der EU finden Sie auf der Förderdatenbank des Wirtschaftsministeriums.